Dienstag, 13. Oktober 2009

Neulich...in Zimmer 2.15


7/10 9:55Uhr
BAfA
“Sehr geehrter Herr ……,
bitte kommen Sie am 07.10.2009 um 9:45 Uhr in die Agentur für Arbeit Singen, D 78224
Enge Str. 7,…

Ich möchte Ihnen psychologisch ausgeklügelte, unterschwellige, provokant-dämliche Fragen stellen, um Ihnen verfängliche Antworten zu entlocken, bzw. über Ihre berufliche Situation sprechen.
[...]”
Frau Grundleger-Treger
(Hinweis: Seit dem 28/9 ist mein Antrag auf Arbeitlosengeld I abgelehnt worden,
was diesen Termin eigentlich nichtig macht)

Mir fiel als erstes auf, daß sie sich wohl für letztes Mal rächen wollte, weil ich ja etwas verspätet eintraf…
Diesmal war ich eine viertel Stunde zu früh. Ein Mann sitzt neben mir im Gang und schießt mit dem Knipser seine Fingernägel durch den Gang.
Ich will gerade an die Tür klopfen (9:43Uhr) als diese geöffnet wird und sie mich bittet noch etwas zu warten.
Ich warte. Es ist exakt 9:55Uhr als ich reingebeten werde.
Eine junge Frau sitz am Rechner, sie wird eingelernt.
Frau Grundleger-Treger:
“So. Was ist denn bei Ihnen seit letztem Mal passiert?”
Ich weise sie auf die Liste der geschriebenen Bewerbungen hin, welche ich vor Wochen an der Rezeption abgegeben habe. Sie sucht arrogant mit befeuchtetem Finger und ist sichtlich überrascht, als sie die Liste vor Augen hat.
“Oh…Da waren sie ja richtig aktiv.”
Sie möchte Datenabgleich machen.
“Sie sind noch wohnhaft in ……?”
Ich kläre sie über meine derzeitige Situation auf:
“Momentan schlafe ich abwechselnd bei Bekannten auf der Couch.”
(Hinweis:Es folgt der “pädagogisch-psychologisch wertvolle” Teil)
Sie:
“Wenn Sie beim Arbeitgeber erwähnen, dass Sie mal hier mal da schlafen, wird der Sie sicher sofort einstellen…”, sieht sie mich fragend an.
Ich bin irritiert.
“Meinen Sie?”, frage ich sarkastisch. “…ich glaube nicht.”, fahre ich realistisch fort.
Und ich höre mich denken: “…das habe ich doch jetzt nicht wirklich gehört?”
Leider viel mir viel zu spät der Satz ein, mit dem ich hätte antworten sollen:
“Also eigentlich frage ich immer gleich nach dem Stempel und weise motiviert darauf hin, daß ich Arbeit scheiße finde.”
10:00 Uhr ist eben einfach noch zu früh für derart komplexe Denkvorgänge. ^^
Dem nicht genug:
“Wissen Sie, das habe ich jetzt extra so provokant gefragt.”, legt sie “provokant” nach.
Was bitte?
Für wen hält die mich?
Für wen hält die SICH?
Die letzten Sätze mit welchen ich in Zimmer 2.15 Gedanken, Luft und wertvolle Zeit verschwendete: “Das ist nicht Ihr Ernst? …Sie wollen mich verscheißern, oder?”
“Ja,..wissen Sie…” nochmal, sie hätte dies absichtlich so provokant gefragt.
Pass bloss auf, daß ich jetzt nicht gleich provokant ausraste, und dir provokant ins Gesicht schlage, du provokante scheiß Fotze.
Überhebliche Mitt-40er, die alles verurteilen, was “verschieden”, “anders” oder nicht ihrer Norm entspricht.
Ich schätze sie ließ sich von dem Metall in meinem Gesicht blenden, ohne darauf zu achten, daß ich durchaus fähig bin überlegt und angebracht zu kommunizieren.
…was ab diesem Zeitpunkt nicht mehr Priorität war.
Die restliche Zeit diskutierten die beiden Frauen, offensichtlich nicht ausreichend geschult, über das Verwaltungsprogramm, welches nicht darauf ausgelegt ist, Personen OHNE Telefonnummer zu archivieren.
“Na ein Glück wissen Sie wie dieses Programm funktioniert. Wäre ja blöd wenn das nicht der Fall wäre.”,
dachte ich provokant.
Bis ich dann provokant fragte: “…dann kann ich jetzt (provokativ) gehen? Gut.”
Und ich verließ diesen Ort der begrenzten Unmöglichkeiten, in der stillen Hoffnung diesen Raum nie wieder betreten zu müssen.
Zimmer 2.15
Bundesagentur für Arbeit
Zweigstelle Singen

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